Missbrauch bedeutet Lebenslang !

Die Therapie

Seit dem 6.März 2006 befinde ich mich in Therapie.
Eigentlich habe ich damit angefangen, weil ich nach meinem Unfall Probleme bekam. Ich wollte nicht mehr laufen, hatte Schmerzen.
Ich dachte, ich gehe da drei, vier mal hin, der Doc. zieht die Schrauben fest, die bei mir locker sind und alles ist wieder super.
Der Zahn wurde mir allerdings sehr schnell gezogen. Warum ?

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon schwere Depressionen, dissoziative Störungen und verletzte mich selber. Ich litt unter Angststörungen, hatte Panikanfälle und war akut Selbstmordgefährdet. Eigentlich hatte das  mit meinem Unfall nichts mehr zu tun.Das wussten aber zu diesem Zeitpunkt weder der Doc. und ich schon mal garnicht! 
Hätte mir jemand zu dieser Zeit gesagt "Missbrauch", den hätte ich einen Vogel gezeigt, ihn gefragt ob ihm der Helm brennt und er noch alle Frösche im Teich hat! Das war für mich völlig abwegig und unvorstellbar!
Der Doc. sorgte erst mal dafür, dass ich in die dortige Klinik  aufgenommen wurde, wo ich dann 9 Wochen blieb. 
Ein arbeiten mit mir war zu diesem Zeitpunkt kaum möglich. Ich hatte mich komplett in meine eigene Welt zurück gezogen. Ich habe keinen mehr an mich rangelassen! Die ersten 4 Wochen liegen in völliger Dunkelheit. Nichts weiß ich mehr aus dieser Zeit, da ich auch keine Tagebuch-
Aufzeichnungen darüber habe. Komplette  Amnesie.
Meine Gedanken kreisten nur um meinen schnellen Tod.
Ich bekam Medikamente, die ich unter Aufsicht nehmen musste.
Darüber war ich richtig böse auf den Doc. denn diese Anordnung kam von ihm! Somit stand ich wieder unter Kontrolle und damit konnte ich nicht umgehen und wollte es auch nicht! Ich verschloss mich noch mehr!
Irgendwann kamen wir dann durch Zufall in meine Kindheit rein.
In meiner Erinnerung ist nur ein Vorfall aus den 80iger Jahren, wo mein Stiefvater mich umbringen wollte, weil ich einem Taxifahrer ins Auto gesprungen war.
Das war der Schlüssel zu der Tür der Erinnerung, die ich vor vielen Jahren verschlossen hatte! Nur wahrhaben wollte ich es nicht.
Der Doc. meinte meine Kindheit und mein jetziger Unfall sind miteinander verbunden. Ich konnte keine Verbindung erkennen. 
Wollte es auch nicht! Ich wollte meine Ruhe haben! 
Was für eine Lawine diese Erinnerung losgetreten hat,
 war mir zum damaligen Zeitpunkt gar nicht bewusst. 
Wahrscheinlich, weil ich nicht wusste, was geschehen war. Ich hatte meine komplette Kindheit und Jugend ausgeblendet. Es waren keine Erinnerungen mehr vorhanden. Merkwürdig ? Nein für mich nicht. 
Es war ganz einfach so.
Stück für Stück holte der Doc. meine Vergangenheit vor und sie überrollte mich schneller, als ich es aufhalten konnte. Ich war total überfordert in dieser Situation.
Es war die Büchse der Pandorra , die ich nicht mehr zu bekam.
Meine Selbstverletzung uferte aus, ich Dissoziierte ganz massiv und meine Depressionen wurden immer stärker. Ich wollte nicht mehr! 
Ich unternahm einen erneuten Selbstmordversuch, in dem ich mir die Pulsader aufschnitt. Und wieder ließ man mich nicht sterben! Und wieder holten mich die Ärzte zurück!
Es blieb mir nichts anderes übrig, als den eingeschlagenen Weg der Therapie weiter zu gehen! Nach der Klinik ambulant bis heute.
Ich bin jetzt das 4. Jahr in Therapie. Es ist noch immer schlimm,wenn Flashs kommen, wenn ich Gedächtnisaussetzer habe, wenn ich mich selber oder durch Umstände getriggert werde, aber ich habe gelernt dem Doc. zu vertrauen. Noch heute will ich nicht glauben,was geschehen ist und ich habe Probleme zu erkennen unschuldig zu sein. Aber die Therapie hilft mir, das Geschehene so aufzuarbeiten,dass ich damit leben kann.
Der Doc. ist der erste Mensch in meinem Leben, der mir glaubt. 
Er hatte zugegeben zum Anfang Schwierigkeiten damit gehabt zu haben, aber es jetzt tut. Warum?
Das weiß ich nicht. Würde mich aber interessieren, was der Punkt war, wo er anfing mir, meiner Aussage, zu glauben. Auch das Gericht, wo meine Fall hingegeben wurde, zweifelt nicht an meiner Aussage und mehrere psychologische Gutachten bestätigen auch meine Aussage . 
Trotzdem arbeitet der Satz 

"KEINER WIRD DIR GLAUBEN! ALLE WERDEN SAGEN :"DU LÜGST!"

in mir! Es fällt mir noch immer schwer, mir selber zu glauben!
Aber ich werde die Therapie fortsetzen um endlich ein normales Leben zu führen. Ohne Angst vor Entdeckung!