Ich sage alles
Der Lieblingssatz meines Stiefvaters war ...
" Dir wird keiner glauben ! Alle werden sagen du lügst !"
Dieser Satz hat sich in mir eingebrannt und ist etwas, woran ich bis heute fest dran glaube! Es gab und gibt bis heute keinen Grund,dies nicht zu tun!Immer noch gebe ich mir für vieles selber die Schuld und Geißel mich deswegen selber . Viele, sogar das Gericht, glauben meine Aussage. Trotzdem fällt es mir schwer, es selber zu glauben.
Ich weiß, dass ich nichts hätte machen können gegen das,was er mit mir gemacht hat. Doch dies zu glauben fällt mir schwer!
Jetzt wird mancher sagen ...
"aber das wiederspricht sich doch !"
Nein! Für mich nicht! Für mich sind Wissen und Glauben zwei unterschiedliche Seiten. Schon das Wort "Wissen" beinhaltet zwei Seiten. Ich weiß, ich konnte nichts machen, aber ich weiß, dass ich es provoziert habe! Schwer zu verstehen! Stimmt?
Ich kann es nicht erklären.
Schuldgefühle? Ja, ganz massiv und ich kann nichts daran ändern!
Auch wenn ich es gerne möchte! Für mich gibt es nur zwei Seiten im Leben. Entweder ist was, oder etwas ist nicht!
Herzlich willkommen in der Welt der Borderliner!
Das ist, so habe ich mir sagen lassen, Schwarz/Weiß Denken.
Mag sein, aber das ist mir völlig egal!
Mein Doc. warf mir ganz am Anfang der Therapie Schwarz/Weiß Denken vor. Dafür habe ich ihn gehasst.
Leider hat er Recht gehabt. Wie so oft in unseren Sitzungen, nur erkennen kann oder vielleicht -"will?"- ich oftmals nicht.
Mein Stiefvater war meiner Verschwiegenheit sicher! Und dies nutzte er für sich aus. Dieser Satz wurde mit Drohungen wie Kinderheim, Liebesentzug oder
"dann wird Mutti traurig sein!" untermalt, was mich noch mehr unter Druck setzte und ich irgendwann auch keinen Willen mehr hatte, etwas an meiner Situation zu ändern.
Er war auch nicht sparsam mit Aussagen wie ...
"... du kannst nichts, du bist nichts, nur ein Mädchen, das nur für eines taugt!"
Wenn ich will, dann kann ich dich zertreten wie eine Schabe!"
Damit untergrub er systematisch und sehr erfolgreich mein Selbstvertrauen, was eh schon nicht besonders ausgeprägt war!
Gesehen haben mich beide nur, wenn ich Geld hatte. Dies zu beschaffen war für mich ein leichtes. Ich musste ihm alles geben, damit es umgehend in Alkohol umgesetzt wurde und ich konnte nur hilflos zusehen!
Es ist durchaus vorgekommen, dass wir Morgens auf dem Weg zur Schule beim benachbarten Altersheim um ein Brötchen gebettelt haben, wenn der Brotlieferant da war. Weil das Geld nur für den Alkohol reichte, war entweder kein Brot oder Wurst da.
Schulhefte, Süßigkeiten und das, was ein Kind so braucht, klaute ich mir dann auch mal zusammen.
Gut, heute bin ich alles andere als stolz drauf, nur was sollte ich damals machen? Ich hatte kaum Möglichkeiten, eigenes Geld zu besitzen.
Ich erinnere mich, dass ich Gullideckel klaute, um sie zum Schrotthändler zu bringen .Dafür gab es richtig viel Geld . Ich bin auf den Acker gegangen, klaute Möhren und verkaufte sie, bekleidet mit meinem FDJ Hemd. Wenn jemand fragte,sagte
ich:
"die sind aus unserem Garten und ich mach das für die Klassenkasse."
Womit nicht gespart wurde, war Prügel! Er hat mich windelweich geprügelt, wenn ich nicht so wollte oder konnte, wie er sich das vorstellte.Ein einziges Mal habe ich gedroht, alles zu erzählen. Das hat mich fast das Leben gekostet!Er zog seinen Gürtel aus der Hose und verprügelte mich! Immer wieder auf die Beine, Po und Rücken! Er war so unglaublich wütend, wie von Sinnen! Anschließend ließ er kaltes Wasser in die Wanne und schmiss mich da rein. Er drückte meinen Kopf immer wieder unter und zischte durch die Zähne ...
"... du Bastard,dir werde ich beibringen , wer hier wem was sagt!"
Damit war das Thema "Reden" für mich abgeschlossen!
Ich war völlig panisch!