Kinderaugen
Ich bin gerade in einer Phase,in der ich bewusst zurück schaue .
Ich sehe mit meinen Augen ,ein etwa 12 Jähriges Mädchen .
Ich sehe die Fassungslosigkeit,ich sehe Unglauben und ich sehe Verzweiflung .
Ich sehe Angst und ich sehe Not .
Ich sehe mich ! Mich ein Mädchen von 13 Jahren !
Ich sehe mich mit den selben Augen wie vor 27 Jahren . Meine Augen mit 14 Jahren,als ich im Wohnzimmer stand und meiner Mutter versuchte zu Erzählen was geschehen ist .Vorsichtig,sehr vorsichtig versuchte ich in Worte zu packen,was geschehen ist ,wofür es keine Worte gibt. Zumindest nicht für mich als ich 13 Jahre war .Nein es gab keine Worte,womit ich sagen konnte was mir Angst macht .Keine Worte,die auch nur ansatzweise deutlich machten,was für Schmerzen mein Körper und meine Seele aushalten müssen .
Trotzdem wollte ich ihr vertrauen ,wollte ihr alles erzählen !
Es brannte so sehr in mir,in meiner Brust ,in meinem Hals ! Nach den Worten , das er mich Angefasst hatte , fragte sie " hat er noch mehr gemacht ?"
Ihre Mimik , ihre Gestik strahlten Gleichgültigkeit aus . Auch die Worte die sie Sagte klangen Gleichgültig . Sie hätte auch fragen können,wen es interessiert,ob in China Reissäcke umfallen.
Ich sagte "NEIN " obwohl ich "JA" sagen wollte .
Alles in mir schrie "JA " aber aus meinem Mund kam "NEIN !"
Meine Mutter drehte sich um,ging in die Küche und holte sich ihren Schnaps aus dem Kühlschrank. ich stand wie festgewurzelt immer noch an der Wohnzimmertür und war fassungslos ! Tränen brannten in meinen Augen und ich hatte das Gefühl meine Beine sacken weg .
Aber ich stand da und sah sie an . Sie ? setzte sich in den Sessel und trank Kaffee . Sie meinte,wenn ich jetzt nichts zu tun habe , es muß noch Brot geholt werden .
Ich sehe heute das entsetzen was ich damals spürte .
Die einzigste Chance die ich gehabt habe habe ich nicht genutzt !
Heute frage ich mich,was ich falsch gemacht habe.
Ich habe alles falsch gemacht ! Ich hab falsch gemacht,das ich es ihr überhaupt erzählt habe !
Denn mal von der Ignoranz meiner Mutter abgesehen,war die Strafe meines Stiefvaters,die folgte in nichts zu überbieten .
Sie muß es ja irgendwie aufgenommen haben und es ihm gesagt haben,denn zu dem Zeitpunkt,als ich mit meiner Mutter sprach,war er noch auf Arbeit .
Nicht gleich. Nein nicht gleich kam die Strafe.Er ließ sich zeit.Er musste sich Zeit lassen,denn meine Mutter war ja zu Hause.Aber am nächsten Nachmittag hatte meine Mutter Spätschicht und er freie Bahn. Ich war Grade dabei,mich mit meinen Hausaufgaben (Küche Aufräumen ) zu befassen . An den Haaren zog er meinen Kopf zurück und zischte " dir werde ich zeigen ,mich schlecht zu machen!" "Ich werde dir zeigen,was es heißt,mich in die Pfanne zu hauen !"
Er zerrte mich an den Haaren ins Bad,Schmiss mich in die Wanne mit Kaltem Wasser und drückte meinen Kopf immer wieder unter Wasser.Ich dachte er will mich ertränken . Und wenn ich ehrlich bin,hätte mir nichts besseres passieren können.Ich hoffte,das er es macht! Aber er zog mich an den Haaren aus der Wanne,schrie ich soll mich ausziehen und auf ihn warten.
Er kam mit Klebeband wieder . Dieses klebte er mir auf Augen und Mund und Schmiss mich wieder in die Wanne mit dem Kalten Wasser . Der Schock war unglaublich. Nicht nur,das das Wasser Kalt war,konnte ich nichts sehen und weil mein Mund zugeklebt war,atmete ich das Wasser durch die Nase ein.Ich versuchte nicht zu Atmen,aber das ging nicht.Es war ein Todeskampf,der unglaublich war.
Nach einer Ewigkeit zog er mich aus der Wanne raus,Schmiss mich auf die kalten Fliesen und drang äußerst brutal in mich ein .
Ich wehrte mich nicht mehr!Es währe reine Kraft Verschwendung.Zumal ich sowieso niemals die Kraft hatte,um mich gegen ihm zu wehren.Und Mut schon mal garnicht!
Nachdem er fertig war,fragte er ob ich noch immer das Bedürfnis habe mich meiner durchgeknallten Mutter mitzuteilen.
Nein!!!!
Nach diesem Vorfall wollte ich es ihr nicht mehr sagen!
Es hätte auch nichts!Garnichts!!!! gebracht!!!!
Dies ist Vergangenheit und doch nicht Vergangen.Es ist Real und doch nicht Real.
Ich sehe es mit meinen Augen und ich spüre den Schmerz,die Not,die Angst.
Ich sehe meine Verzweiflung.Verzweiflung,in der Hölle gefangen zu sein.
Not weil ich ein Kind bin,was Sterben will und es nicht darf !
Hatte ich es doch versucht . Ich hatte Versucht ,mir das Leben zu nehmen,als ich vor das Taxi gesprungen bin.
Ich wollte Sterben und ich wurde in's Leben zurück geholt!
Aber das ist eine andere Geschichte.
Das was ich jetzt mit meinen Augen sehe macht mir Angst.
Angst,weil ich es nicht nur sehe sondern auch spüre.
Ich sehe und Spüre die Ignoranz meiner Mutter,die Gleichgültigkeit meiner Mutter.
Und ich sehe mich wie ich Bestraft werde und Sterben will,aber verzweifelt gegen das Gefühl des Ertrinken zu kämpfen !
Und ich sehe,das dies der Zeitpunkt gewesen ist,an dem ich aufhörte zu Hoffen.Selbst das kleine bisschen Hoffnung,das jemand meine Not sieht und mir hilft aus dieser Hilflosigkeit rauszukommen!Keiner sah oder wollte die Not,den Schmerz,den Überlebenskampf sehen!Also hörte ich auf zu Kämpfen .
Das war der Zeitpunkt, als ich Starb .
Innerlich bin ich Gestorben .Ich habe meinen Körper verlassen und nur die Hülle in dieser Welt liegen lassen. Ich brauchte diese Hülle nicht mehr und ich wollte sie auch nicht mehr . Sie ist beschmutzt gewesen .Misshandelt und geschändet !
Von diesem Tag an ließ ich alles mit ihr machen . ich wehrte mich nicht mehr,denn es war nur eine Hülle !Sollte er doch mit ihr machen,was er wollte . Es war nur eine Tote Hülle !